Neulich lag bei uns auf dem Küchentisch ein Buch mit dem Titel »Was bleibt, wenn wir sterben«. 

Meine Frau hatte es sich nach einem Krankenhausaufenthalt ihrer Mutter besorgt. 

Du kennst das vielleicht: Manchmal bringt uns das Leben auf überraschende Weise mit Themen in Berührung, denen wir sonst eher ausweichen.

Irgendwann habe ich selbst angefangen, in dem Buch zu blättern.

Das fehlende Fragezeichen im Titel hatte mich neugierig gemacht. 

Die Autorin heißt Louise Brown.

Sie ist eine britisch-deutsche Journalistin, und hat nach dem Tod ihrer Eltern einen ziemlich ungewöhnlichen Weg eingeschlagen: Sie wurde Trauerrednerin.

Als Trauerrednerin ist sie so etwas wie eine professionelle Geschichtensammlerin. 

Sie hört zu, wenn Angehörige – und manchmal auch die Sterbenden selbst – vom Leben erzählen. 

Bei der Trauerfeier verwandelt sie diese Geschichten dann in Worte, die in all der Trauer auch etwas Wärme und Trost spenden können.

Was mich dabei besonders berührt hat: 

Am Ende eines Lebens sind es meistens nicht die großen Erfolge oder das dicke Bankkonto, die in Erinnerung bleiben. Es sind eher kleine, scheinbar unbedeutende Momente: Eine liebevolle Geste beim Frühstück. Eine etwas schrullige Angewohnheit. Ein gemeinsames Lachen über einen misslungenen Kuchen. Ein Augenblick des Füreinander-da-Seins.

Ja, Tod und Vergänglichkeit sind normalerweise Themen, um die wir einen weiten Bogen machen. Verständlich! 

Aber hier zeigt sich etwas Überraschendes: Die bewusste Auseinandersetzung damit – selbst wenn sie unfreiwillig stattfindet – kann etwas merkwürdig Befreiendes haben.

Und etwas zutiefst Tröstendes.

Während wir sonst oft in der Tretmühle des Alltags gefangen sind, erinnert uns der Blick auf die Vergänglichkeit an das Wesentliche: die kostbare Gegenwart, die kleinen Momente von Verbundenheit und Nähe, die so oft übersehene Schönheit des einfachen Da-Seins.

Manchmal ist es gerade der Blick auf die Vergänglichkeit, die Endlichkeit und vielleicht auch auf die Vergeblichkeit unseres Strebens, um die Kostbarkeit und den Reichtum des jetzigen Moments zu erfassen.

Bist du heute schon gesessen?